Hungerbrunnen im Hungerbrunnental

 

Der Hungerbrunnen ist eine intermittierende Karstquelle im Hungerbrunnental, die sich an der Grenze der drei Gemeinden Heuchlingen, Heldenfingen und Altheim (Alb) befindet. Nur in nassen Jahren beginnt die Quelle zu fließen, kann jedoch auch über Jahre hinweg völlig trocken bleiben. In früheren Zeiten deutete man das Anspringen der Karstquelle als unheilvolles Zeichen. War die Ernte verregnet oder war die Aussaat durch die nasse Witterung nicht aufgegangen so bedeutete dies früher oft Hungersnöte und in Folge sogar Unruhen oder Krieg. In der heutigen Zeit muss man vor solchen Folgen kaum mehr fürchten, jedoch wird das Laufen des Hungerbrunnens immer noch mit gemischten Gefühlen betrachtet.

Die heutige Gestalt des Hungerbrunnes geht vermutlich auf eine Bohrung zurück, die 1912 an der Quelle selbst niedergebracht wurde und den früher kleineren Quellbereich vergrößerte. (vgl. BINDER 1984)
Der Hungerbrunnen liegt etwa 523 Meter über dem Meeresspiegel und gehört zu einem Trockental, das durch verschiedene, teils beträchtliche Seitentäler ergänzt wird.

[In trockenem Zustand am 19.01.2014]

Wenn die Quelle Wasser führt, kann die Schüttung bis zu 700 l/s betragen, wie im Jahr 1939 gemessen. (vgl. BINDER 1984) [Hier am 14.04.2013]

Blick von der Wacholderheide auf die Quelle.

Die Karstquelle liegt im Talgrund des Hungerbrunnentals nah der Einmündung eines kleinen Trockentals von Heldenfingen her. Man erreicht die Quelle am besten vom Parkplatz im Tal an der Abzweigung  von der Kreisstraße 7400 nach Heldenfingen (Altheimer Weg). Von dort folgt man dem Weg ins Hungerbrunnental nach Nordwesten, der direkt am Hungerbrunnen vorbei führt.

Die Hungerbrunnenquelle und das Hungerbrunnental mit seinen Wacholderheiden ist als Naturdenkmal bzw. Landschaftschutzgebiet seit 1973 streng geschützt.


Der Wasserstand des Karstwasserspiegels, der durch die Quelle gespeist wird, bestimmt, ob der Hungerbrunnen fließt. Ein Anstieg dieses Wasserpegels durch anhaltende Niederschläge oder Schneeschmelze lässt die Quelle anspringen.

Der Hungerbrunnen entspringt der Liegenden Bankkalk-Formation des Weißen Jura, der hier prägend für den Karst und somit für die Landschaft ist. Nicht weit entfernt findet man die Kliffline des miozänen Molassemeeres, das deutlich als Geländestufe erkennbar ist und die beiden Naturräume Kuppenalb und Flächenalb trennt

1977 wurde eine Tiefenbohrung von 214,5m auf der gegenüberliegenden Talseite niedergebracht, die als Grundwassermessstelle diente. Vergleicht man die Daten mit der des Karstwasserstandes Langenau-Simontal  im Donauried  (Zweckverband Landeswasserversorgung) so kann man die Abhängigkeiten im Fließen des Hungerbrunnens und der Karstwasserstände erkennen. Wenn der Karstwasserstand im Hungerbrunnental  522 m ü. NN bzw. 462,9 m ü. NN  in Simontal überschreitet beginnt der Hungerbrunnen zu fließen. Es ist bemerkenswert, dass die Häufigkeit des Anspringens der Quelle in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. Diese Zunahme ist allerdings geohydrologisch nicht eindeutig erklärbar, da keine signifikanten Veränderungen in den Niederschlagsmustern dokumentiert sind. Eine mögliche Erklärung könnte in der verstärkten Verkarstung des Gebiets liegen, was die Wasserabgabe aus dem Karsteinzugsgebiet beeinflusst.

Das Hungerbrunnental selbst mündet bei Setzingen in das Lonetal. Wenn die Quelle schüttet, erreicht das Wasser des Hungerbrunnenbachs aber selten das (meist auch trockengefallene) Lonetal. Schon nach 600m versinkt das Wasser auf Höhe des Parkplatzes an der Kreisstraße 7400 im Bachbett.


Schütten des Hungerbrunnens und Versinkung im März und April 2013

Hungerbrunnen am 26. März 2013

und am 14. April 2013

Blick bachabwärts...

und im April 2013.

Vernässte Senke nahe des Hungerbrunnens. Ein weiterer Wasseraustritt?
Besonders gut zu sehen im Winter bei Schnee...

und im Frühjahr an der etwas >grüneren< und höheren Vegetation.

 

Im Seitental sind schon die Fahrgeschäfte und Buden für den Brezgenmarkt am Palmsonntag aufgebau.

Blick von der Kreisstraße Richtung Hungerbrunnen...

und Richtung Parkplatz.

Versinkungstelle am Parkplatz am 26. April 2013...

und am 14. März 2013.

Am Hungerbrunnen findet am Palmsonntag seit 1844 der Brezgenmarkt statt. Traditionell wird im schwäbischen am Palmsonntag  - dem letzten Sonnntag in der Fastenzeit - eine Brezel aus süßem Hefeteig gebacken. Burschen auf Freiersfüßen schenken ihrer angebetenen einen solche Brezel. Der Mark wurde so auch als Heiratsmarkt genutzt.

Der Brauch sich am Hungerbrunnen zum Tanz zu treffen ist aber schon älter. Erstmals  urkundlich erwähnt ist er in den Ulmer Ratsprotokollen von 1533. Begünstigt wurde dies, da es sich um einen Freiplatz handelte, der keinem Herrschaftsgebiet zugehörig war und somit auch frei von Abgaben und auch außerhalb der Gerichtsbarkeit lag.

 

Heute hat sich der Brezgenmakt zu einem großen Krämermarkt entwickelt - mit über 150 Ständen und teilweise über 30.000 Besuchern.

Die eigentliche Attraktion der Hungerbrunnnen kommt dabei oft etwas zu kurz - zugeparkt und unbeachtet...

Obwohl sich die Gemeinde Gerstetten auf ihrer Internetseite folgendes wünscht:
"Für den Markttag hoffen wir, dass jedes Jahr zum Palmsonntag die Quelle des Hungerbrunnen sprudelt und dieser eine zusätzliche Attraktion für die Besucher ist."

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Weitere Informationen:

Hungerbrunnen (Heldenfingen) auf Wikipedia.de


Brezgenmarkt am Palmsonntag auf der Site der Gemeinde Gerstetten (Ortsteil Heldenfingen)
Brezgenmarkt auf Wikipedia.de

Hungerbrunnental
(kmz-Datei) in Google Earth
Hungerbrunnental in Open Street Map

Karte erstellt mit Maperitive unter Verwendung von Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL.

 


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