Paläontologie und Archäologie

 

Archäologen erforschen die Menschheitsgeschichte, während die Paläontologen sich mit den Überresten der urzeitlichen Lebenswelt befassen, hierzu zählen Fossilien wie auch Skelettreste, wie sie in manchen Höhlen haufenweise zu finden sind. Die Archäologen interessieren sich hauptsächlich für die ehemalige Nutzung der Höhlen und der hierbei verbliebenen Hinterlassenschaften.
Wenn man heute von der Höhlennutzung spricht, so meint man zumeist die Nutzung als Schauhöhle. In der Urzeit jedoch waren Höhlenvorplätze und Abris willkommene Unterschlüpfe für die Jäger und Sammler. Auch noch bis in unser Jahrhundert diente mancher Eingangsbereich als Unterkunft, vor allem in Kriegszeiten oder während Epidemien. Weiter wurde in Höhlen Fledermausguano zur Düngung sowie Bohnenerz zur Eisenverhüttung abgebaut. Diese Tätigkeiten verschwanden jedoch mit der Erfindung des künstlichen Düngers und dem Import von billigem Stahl aus anderen Regionen.

Schon sehr früh wurden erste Funde von fossilen Knochen in den Höhlen der Schwäbischen Alb gemacht. Diese Funde wurden dem "ausgestorbenem Einhorn" zugeschrieben und als Wundermittel für allerlei Krankheiten verkauft. Später erkannte man, daß die Knochen nicht von einem Tier sondern von vielen verschiedenen Tieren stammten. Früher wurde aufgrund der großen Anzahl an Funden vermutet, die Überreste seien in die Höhle eingespült worden - Sintflut der Bibel - oder die Tiere seine aufgrund von Epidemien verendet. Macht man sich jedoch klar, daß bei einem Alter von z.B. 100.000 Jahren in einer Höhle nur jedes zehnte Jahre ein Tier verendet wäre, so würde dies schon zu einer Anzahl von 10.000 Skeletten führen! Des weiteren können Skelettreste von Beutetieren stammen, die von Raubtieren wie dem Höhlenbären und dem Höhlenlöwen erbeutet wurden. Heute sind diese Funde vor allem deshalb von Interesse, da mit ihnen fast die gesamte Tierwelt des jüngeren Pleistozäns rekonstruiert werden kann.

Fallen die Begriffe Archäologie und Höhlen, denkt mancher sicher sofort an die Höhlenmalereien in der Chauvet-Grotte in Frankreich - jedoch gibt es auf der Schwäbischen Alb keine solchen, bzw. es wurden sehr zum Leidwesen der Wissenschaftler nur Farbspuren bzw. farbig bemalte Steine gefunden. Nichts desto trotz sind die Höhlen der Schwäbischen Alb ein Eldorado für die Archäologen. 2017 wurden sechs Höhle im Aach- und Lonetal unter dem Titel "
Höhlen und Eiszeitkunst im Schwäbischen Jura" in die Liste der Stätten des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. In diesen Höhlen wurden die ältesten Artefakte des menschlichen Kulturschaffens gefunden:

Höhlen im Aachtal


Im

Geißenklösterle

wurde die weltweit älteste menschliche Darstellung gefunden. Der ca. 35.000 bis 40.000 Jahre alte Adorant vom Geißenklösterle ist ein 38mm x 14mm x 4,5mm (HxBxT) großes Elfenbeinblätchen in den ein Figur mit erhobenen Armen und gespreizten Beinen eingraviert ist.

Weg zum Geißenklösterle

Die Ausgrabungstelle selbst ist vergittert.

Blick durch das Gitter...

Der Sirgenstein ist ein Schwammriffstotzen bei Blaubeuren-Weiler. In der

Sirgensteinhöhle

wurden 1906 bei Ausgrabungen erstmals die vollständigen Schichtfolgen von der mittleren bis zur jüngeren Altsteinzeit beschrieben. Was eine Nutzung der Höhle zuerst durch Neandertaler und anschließend durch moderne Menschen bedeutet.

Sirgenstein
Die Karsthöhle

Hohler Fels

bei Schelklingen ist einer der bedeutensten archäologischen Fundplätze des Jungpaläolithikums in Mitteleuropa.


Hohle Fels
Mit über 6000m3 befindet sich im Hohlen Fels eine der größten Hallen der Schwäbischen Alb.
Hohle Fels
Durchgang zur Halle mit darunterliegender Grabungsfläche.
Hohle Fels
Mit Sandsäcken gesicherte Grabung.

Höhlen im Lonetal


Bocksteinkomplex


Bocksteinkomplex mit Westloch, Bocksteinhöhle, Bockstein-Loch (Vorplatz Bocksteinschmiede) und Bockstein-Grotte

Die

Bocksteinhöhle

gilt mit ihren Funden von 70.000 bis 50.000 v.Chr. als älteste nachgewiesene Besiedlung in Süddeutschland. Die kleinen Öffnungen sind die ursprünglichen Zugänge. Die große Öffnung  wurde erst bei Grabungen 1883/84 durch den damaligen Langenauer Oberförster Ludwig Bürger geschaffen.
Bockstein-Loch mit dem Vorplatz - der Bocksteinschmiede

Bockstein-Grotte

 

Der

Hohlenstein

ist ein Felsmassiv im Lonental nordwestlich von Asselfingen. In ihm befinden sich drei Karsthöhlen: die Bärenhöhle, das

Stadel

und die Kleine Scheuer.
Im Stadel wurden schon 1939 Splitter eines Wollhaarmamuts ausgegraben - deren Bedeutung aber noch nicht erkannt. Erst 1969 während einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Grabungsfunde wurde daraus die Skulptur eines Löwenmenschen zusammengesetzt
.
Die

Vogelherdhöhle

erlangte Berühmtheit durch die Schnitzereien aus dem Aurignacien. Durch die Funde in den Schichtfolgen der Höhlen im Lonetal konnten vor allem die Klimaveränderungen der Eiszeit zur Nacheiszeit erforscht werden.
Südwestlicher Eingang der Vogelherdhöhle

Der Archäopark Niederstotzingen hat dauerhaft geschlossen.  Es fehlt an der mangelden Finanzierung der UNESCO-Welterbestätte.



Berichte auf: SWR>>Aktuell

 

Im Mai 2013 wurde der sogenannte Archäopark mit Freigelände und Infozentrum an der Vogelherdhöhle eröffnet. Im Infozentrum wurden unter anderem originale Elfenbeinskulpturen der Ausgrabungen präsentiert.
Blick über das Freigelände auf das Infozentrum - im Rücken die Vogelherdhöhle.
Im Jahre 2006 wurde der Grabungsaushub von 1931 erneut  durchsucht. Dabei wurden weitere Kleinplastiken aus dem Aurignacien gefunden. Darunter eine 37 Millimeter große Mammutfigur, die mit als eines der ältesten vollständig erhaltenen Kleinkunstwerke der Menschheit gilt.
„Steinzeitfeuerzeug“ – Vorführung Feuermachen mit Feuersteinen und Zunder.
In den Sommerferien und an Wochenden wurden vielfältige Aktionen rund um das Thema Archäologie angeboten.

Weitere Informationen:


 
Website des  Archäopark Vogelherd
Förderverein Eiszeitkunst im Lonetal e.V.
Lonetal und Lonetalhöhlen auf Wikipedia.de
Höhlen und Eiszeitkunst im Schwäbischen Jura auf Wikipedia.de
Caves and Ice Age Art in the Swabian Jura  - die Höhlen in der Welterbe-Liste der  UNESCO




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