… schlafen im Biwak.
Nach dem Unglück von Johan Westhauser im Juni 2014 kam die Forschung weitgehend zum Erliegen. Nur kleine Teile Neuland wurden vermessen. Die Befahrungen der letzten Jahre waren hauptsächlich darauf ausgerichtet die Spuren der Rettungsaktion zu beseitigen. So wurden viele hundert Kilogramm Ausrüstungsgegenstände und Müll wieder ans Tageslicht befördert. Anker, Seile, Telefondrähte und Karabiner wurden entfernt - beziehungsweise getauscht.
Der Container diente als feste Unterkunft während des Rettungseinsatze und wurde mit Transporthubschraubern der Bundeswehr und Bundespolizei an den Eingang der Höhle geflogen.
Der Zugang zur Höhle wurde noch im Juni 2014 von der Gemeinde Bischoffswiesen mit einem Gitter versehen, um gefährlichen Höhlentourismus zu vermeiden.
2018 - auf dem Weg zur Riesending-Schachthöhle
Im Oktober 2018 konnten ein neuer Höhlenteil - der die Lange Gerade unterlagert - und bereits im Juli 2018 entdeckt, aber aus Zeitmangel nicht dokumentiert wurde, vermessen werden. Auch im aktiven Canyon des Westzubringers wurde Neuland erschlossen. Mit 600m Neuland steigerte sich die Gesamtlänge auf 21.300 m.
Der vergitterte Zugang wurde inzwischen von Unbekannten noch mit dem passenden Klingelschild versehen.
Einsatz des Cave-Link-Systems. Das System funktioniert im Längstwellenbereich und es können damit Nachrichten (SMS) durch mehrere hundert Meter Fels übermittelt werden. Bedingt durch die Wellenlänge müssen auch die Antennen auf der Oberfläche und in der Höhle entsprechend lang dimensioniert sein. Den Forschern in der Riesending-Schachthöhle dient das System zur Übermittlung von Wettervorhersagen und im Notfall zur Anforderung von Hilfe. [ Cave-Link auf Wikipedia]
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Im Jahr 2019 gab es zwei Touren um weitern Müll zu beseitigen – es konnte aber auch Neuland erschlossen werden, so dass die die Gesamtlänge 22400m betrug. Ein weiter Zuwachs an Tiefe ist nicht mehr zu erwarten, da die Höhle in die phreatischen Zone eintaucht.
2020 erschien - um das vorläufige Ende der Hauptforschung zu dokumentieren - das Buch "Die Riesending-Schachthöhle im Untersberg - Forschungsgeschichte und Höhlenbeschreibung mit Plandarstellungen". Ulrich Meyer gehört zu den Entdeckern des Riesendings und koordiniert seit der Entdeckung die Erforschung der Höhle.
Im Juli 2021 kam der Film Das Riesending: 20.000 Meter unter der Erde in die Kinos. Der Film von Freddie Röckenhaus war schon länger geplant.
Die ersten Dreharbeiten fanden schon 2014 statt. Infolge des Unfalls in der Riesending-Schachthöhle und den Tod der Co-Autorin konnte der Film aber erst 2021 fertiggestellt werden. Bei weiteren Befahrungen im Jahr 2021 konnte noch weiteres Neuland erschlossen werden, so dass die Gesamtlänge auf 22750m angewachsen ist.
Im September und Oktober 2022 starten zwei Expeditionen, um Fortsetzungen an Stellen zu suchen, an denen man schon einmal umgekehrt war.
Die September-Expedition ging durch den "Schönen" und "Hässlichen Canyon" in eine Tiefe von ca. 900m. Und hier an einen 30m tiefen Schacht, der sich dann horizontal als Spalte fortsetzt. Dieser konnte man ca. 150m weit folgen, um an einem weiteren Schacht zu kommen, in dem sich auf der gegenüberliegenden Seite die Spalte weiterzieht.
Bei dieser Tour wurden insgesamt 636m Neuland vermessen - die Gesamtganglänge des Riesendings war auf 23.667m angewachsen.
Im Oktober stand die Vermessung der Fortsetzung des Krakenbachs bei Biwak 8 auf dem Plan. Hier war man im Herbst 2016 schon bis zu einer Wasserfallstufe vorgedrungen.
Dem Canyon konnte weiter gefolgt werden und ein Längenzuwachs von 167m erziehlt werden und damit eine Gesammtlänge von 23800m*1.
Nach der Verlagerung der Forschung in den Seitengang des Maulwurfstunnels konnte Anfang November 2023 konnte ein neuer, vielversprechender Höhlenteil erreicht werden. Durch stark bewetterte Höhlenteile wurde eine Halle erreicht, von der aus mehrere Gänge in verschiedene Richtungen führen. Hierbei wurden 25000m vermessener Ganglänge überschritten. Durch Forschungserfolge unserer Salzburger Höhlenkameraden (LVHK) in der Kolowrathöhle ist die Entfernung in diesem Bereich - zwischen den beiden großen Untersberghöhlen - auf mittlerweile unter 500 m geschrumpft. Ein Zusammenschluss beider Höhlensystem liegt in greifbarer Nähe, was die jahrzehntelange Forschungsarbeit vieler Höhlenforscher am Untersberg krönen würde. Die Weiterforschung in Richtung der nahegelegenen Kolowrathöhle stand auch im Sommer 2024 im Fokus des Interesses. In drei mehrtägigen Expeditionen gelang es, über anderthalb Kilometer Neuland zu dokumentieren. Dies umfasste sowohl kleinräumige phreatische Labyrinthe als auch sehr großräumige unterlagernde Hallen. Die Gesamtlänge beträgt nun 26.700m. Ein weiterer bedeutender Erfolg war die Entdeckung eines neuen Bachlaufs, der nun in Richtung der nur noch 260m entfernten und 140m höherliegenden Kolowrathöhle weiter verfolgt werden soll.
VdHK Vortragsreihe (14.02.2023) Forschung in der Riesending-Schachthöhle am Untersberg (YouTube)
Röckenhaus, Freddie (2021) : DAS RIESENDING – 20.000 Meter unter der Erde
YouTube: Offizieller Trailer
Höfer, Petra und Röckenhaus, Freddie - Terra X (2014): Deutschland von unten auf ZDF.de
Passauer Neue Presse [2014.06.19] Höhlenrettung Riesending - Johann Westhauser (YouTube)
*1 Die Längenangabe des Riesendings kommt zustande, indem man von der Polygonzuglänge 200m abzieht und dann auf die nächste 100er-Stelle rundet. Dies macht man um Hallenrundzüge, Anschlusszüge und Peilschüsse z.B. in Schloten ansatzweise abzuziehen. Daraus ergibt sich einen vermessene Länge von +/- 200m, je nachdem wie man die Hilfszüge verrechnet. Deshalb ergibt sich aus der einfachen Addition der angegebenen Einzelvermessungen auch nicht die Summe der Gesamtlänge.
Informationen zur Vermessung von Höhlen und dem Zeichnen von Höhlenplänen findet man z.B. auf den Sites von:
Höhlenplan (Arbeitsgemeinschaft für Speläologie Regensdorf /CH)
CaveRender (DAV Höhlengruppe Frankfurt/Main),
Höhlenvermessung (ARGE Grabenstetten),
Tools (Internationale Speläologische Arbeitsgruppe Alpiner Karst),
Fehlervermeidung bei der Höhlenvermessung (Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung Sektion Bern)
und bei SGH [Hrsg.], GROSSENBACHER, YVAN (1992).